Vom 26.7. bis zum 11.8.2018 reiste eine deutsche Delegation des Ryûkyû Kobudô Tesshinkan Kyô Kai nach Okinawa, um bei Tamayose Sensei zu trainieren. Die deutsche Reisegruppe bestand aus:
- Frank Pelny (Nordhausen)
- Heike Prophet (Nordhausen)
- Sebastian Edelmann (Leipzig)
- Michaela Frost (Garmisch)
- Kevin Freyberg (Nordhausen)
- Steffen Kuhnke (Jena)Martin Mähler (Ennepetal/Jena)
- Hagen Walter (Jena)
Für manche war es die zehnte, für andere war es die erste Reise nach Okinawa. Aber unabhängig davon war es für alle Teilnehmer der Höhepunkt des Jahres 2018.
Einen Tag nach der Ankuft begann dann auch das erste Training – diesmal in Chinen nahe dem Seifa Utaki. Dort trafen wir auf unsere amerikanischen Freunde, u.a. Don Shapland Sensei aus Kanada und Brian Ash Sensei aus den USA, die bereits früher angereist waren. Aber auch Chris Prince, den wir 2015 zur Weltmeisterschaft kennengelernt haben, trafen wir dort fleißg trainierend wieder. Aber auch neue Gesichter wie Paul Sexton sahen wir dort. Damit nicht genug, in den folgenden Tagen trafen auch unsere sibirischen Bekannten aus Tomsk, nämlich Wjatscheslaw und Wladislaw Rogozin, ein.
Der Schwerpunkt des Trainings lag auf der Wettkampfvorbereitung für die anstehende Karate- und Kobudô-Weltmeisterschaft – Zeit für das Bô-no-Kihon gab es trotzdem.
Am dritten Trainingstag führte uns Tamayose Sensei in das Dôjô von Gibo Giyo Sensei (10. Dan Shôrin-Ryû Shôrinkan). Zu unserer Überraschung trafen wir dort auf eine indische (Shôrinkan) und französische (Matayoshi-Ryû) Trainingsgruppe. Das Training in diesem Dôjô sollte die Generalprobe werden und wir bekamen die Gelegenheit, einige unserer zukünftigen Kontrahenten kennenzulernen und etwas über das Kobudô im Nachbarland zu erfahren.
Nun stand das Turnier an. Um es kurz zu machen: Sebastian, Martin, Michaela und Hagen haben sich in der Kategorie SAI ADULT I bestens geschlagen und die Vorrunden überstanden. In den Hauptrunden des Turniers trafen sie auch auf die okinawanischen Starter, die ein Viertel der Teilnehmer ausmachten. Das Achtelfinale überstanden auch alle. Im Viertelfinale musste Sebastian sich leider dem zukünftigen Vizeweltmeister geschlagen geben. Schlimmer traf es Martin und Hagen. Die beiden Freunde und Zimmergenossen trafen im Viertelfinale aufeinander. Aus der Entscheidung ging Hagen siegreich hervor. Aber Martin konnte sich dennoch freuen, hatte er in der Runde zuvor doch einen der Okinawaner besiegen können. Michaela konnte mit ihren kraftvollen Kata ebenfalls bis ins Halbfinale vordringen. Das Halbfinale fand allerdings erst am nächsten Tag statt. Michaela konnte sich am nächsten Morgen leider nicht gegen ihre japanische Konkurrenz durchsetzen. Ein stolzer vierter Platz und einige gewonnene Kämpfe waren dennoch eine Leistung, mit der man sich nicht verstecken muss. Hagen konnte sich im Halbfinale gegen die okinawanische Konkurrenz klar durchsetzen.
Was blieb nun? Vier Stunden bis zur letzten Entscheidung. Vier Stunden, in denen man nervös werden könnte. Vier Stunden, in denen man müde werden könnte. Vier Stunden Hitze. In vier Stunden kann viel passieren. In der letzten Runde traf Hagen wieder auf einen Okinawaner, diesmal aus dem Bunbukan. Beide zeigten die gleiche Kata: Hamahiga-no-Sai. Auch wenn der Tesshinkan und der Bunbukan auf Taira Shinken zurückgehen, sind beide Schulen doch deutlich verschieden. Am Ende konnte sich Hagen mit einer Flagge Unterschied durchsetzen. Die Erleichterung war groß – das Turnier war vorbei und der innere Druck, das Ergebnis von 2015 zu halten, war weg. Tamayose Sensei zeigte sich sehr gerührt und erleichtert.
Die nächsten zwei Tage waren den Seminaren, die traditionell solch großen Tournieren folgen, gewidmet. Eine Sache war jedoch noch unerledigt geblieben. Hagen und Martin bestellten sich am Ende des ersten Seminartages noch ein Taxi und fuhren zu Tamayose Sensei und seinem Sohn. Die Sonne war gerade im Untergang begriffen und legte einen goldenen Schleier in das Tesshinkan Honbu-Dôjô. Es war still und ruhig. Tamayose Sensei betrat das Dôjô in formaler Kleidung und sagte: „Ihr könnt anfangen.“ Martin und Hagen stellten sich dem zweiten bzw. vierten Dan im Shôrin-Ryû Tesshinkan. Beide haben mit guten Ergebnissen bestanden.
Es gibt aber noch mehr persönliche Erfolge zu verzeichnen: Frank Pelny, der technische Direktor des Tesshinkan Europa, ist zum Shibu-Chô für Europa ernannt worden. Das ist aber noch nicht alles. Nach einer technischen Prüfung und der Evaluierung und Würdigung all dessen, was Frank Pelny weltweit für das Tesshinkan geleistet hat, ernannte Tamayose Sensei ihn zum Shihan. Neben Don Shapland Sensei aus Kanada ist Frank nun der zweite, dem diese Ehre zuteil wurde.
Die letzten verbliebenen Tage wurden nochmal ausgiebig für die Besichtigung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Okinawa genutzt sowie für Einkaufsbummel. Dann musste die Reisegruppe am Freitagabend Abschied von Tamayose Sensei und seiner Familie sowie von unseren Freunden aus aller Welt nehmen. Wir danken Tamayose Sensei und seiner Familie aufrichtig für ihre Gastfreundschaft und freuen uns Sensei spätestens nächstes Jahr zum nächsten Kobudô World Tournament wiederzutreffen.
Die Ergebnisse der Reise:
Turnier:
- 1. Platz Hagen Walter (SAI ADULT I MALE)
- 4. Platz Michaela Frost (SAI ADULT I FEMALE)
- 5. Platz Sebastian Edelmann & Martin Mähler (SAI ADULT I MALE)
Prüfungen:
- 4. Dan Hagen Walter (Shôrin-Ryû)
- 2. Dan Martin Mähler (Shôrin-Ryû)
- 2. Dan Wjatscheslaw Rogozin (Kobudô)
- 2. Dan Paul Sexton (Kobudô)